Schick mir Bitcoin und ich sage dir, wer du bist? Tätigt man eine Transaktion in Bitcoin, wird dem Empfänger die Adresse mitgeteilt, von dem die Bitcoin gekommen sind. Die Zahlungs- und Empfängeradresse werden zusammen mit dem Betrag auf der Blockchain gespeichert. Mit einfachen Mitteln lässt sich dann ermitteln, wie viele Bitcoin auf der Zahlungsadresse liegen. Eine von vielen Lösungen in dieser sehr hitzigen Debatte bietet bestmixer.io. Über Anonymität, Paranoia und dem Wunsch nach mehr Gelassenheit.
Informationen sind das Gold des dritten Jahrtausends. In unserem kleinen Land bekommt man den Eindruck, dass der Kontostand und das Einkommen zu den sensibelsten Daten einer Person gehören. Dabei sind diese Informationen alles andere als nur in unserer Hand, ob uns das nun lieb ist oder nicht. Für Ermittlungsbehörden, für versierte Hacker und für Geheimdienste stellt es keine große Herausforderung dar, bei der örtlichen Sparkasse Informationen über eine Person herauszufinden. Im Bitcoin-Ökosystem kursiert eine gewisse Hysterie über die Gläsernheit der Blockchain. Einmal abgesehen von der Tatsache, dass man im Bitcoin-Netzwerk unter einem oder besser mehreren Pseudonymen operiert, gibt es viele Lösungsansätze für eine verbesserte Privatsphäre bzw. Anonymität. Die nach wie vor vielversprechendste ist wohl das Lightning Network, das bisher nur begrenzt praktikabel ist. Eine bereits funktionierende Lösung stellt die Plattform bestmixer.io dar.
Eine von vielen Lösungen, um unerkannt zu bleiben
Bestmixer.io ist ein Coin-Tumbler und in der theoretischen Debatte im Bereich des sogenannten CoinJoins angesiedelt. Im Prinzip schickt man dafür Bitcoin in einen größeren Pool und ausgehend von diesem größeren Pool wird der gewünschte Betrag an die Zieladresse geschickt. Somit taucht die eigene Bitcoin-Adresse nicht als Quelle beim Zahlungsempfänger auf. Das Mixen der Coins hat dabei noch einen weiteren Vorteil: Die Fungibilität, also die Ununterscheidbarkeit, von einzelnen Bitcoin wird dadurch verbessert. Mehr zu diesem Thema erfahrt ihr im Podcast über das Flaggschiff in Sachen Fungibilität: Monero.
Praktikabilität
Die Benutzerfreundlichkeit des Mixing-Tools bestmixer.io ist eine der positivsten Eigenschaften. Dieser praktische Aspekt wird im Wahn der „Be-Your-Own-Banker“ und „Know-Your-Coiners“ häufig vergessen. Der Dienstleister verzichtet auf die Kenntnis seiner Klienten. So kann man ohne Registrierung direkt loslegen. Zunächst kopiert man die Empfängeradresse in das dafür vorgesehene Feld. Die Plattform bietet die Möglichkeit, einen von drei zur Verfügung stehenden Pools zu nutzen, um seine eigenen Bitcoin mit denen der anderen User zu vermengen. Der Alpha Pool beinhaltet lediglich BTC von anderen Nutzern der Plattform. Im Beta Pool befinden sich größere Transaktionen aus dem Alpha Pool, Gelder von Investoren des Unternehmens sowie ein Teil derer Rücklagen.
Der Gamma Pool verfügt letztlich nur über Geldmittel von Investoren- und Unternehmensseite. So hängen die Gebühren auch davon ab, welchen Pool man auswählt. Zudem hat man die Möglichkeit, den gesendeten Betrag auf bis zu drei Empfängeradressen aufzuteilen. Eine Stellschraube, die es Blockchain-Analysten zusätzlich schwer machen dürfte, ist der Delay-Button. Damit lässt sich festlegen, ob die drei Transaktionen zeitgleich oder mit Verzögerung versendet werden.
Hat man sich durch die intuitiven Eingabefelder durchgearbeitet, signalisiert ein farblicher Balken, wie gut das Mixing-Ergebnis ist. So kann man gegebenenfalls an einer oder mehreren Stellschrauben drehen, um die Verschleierung zu verbessern. Im nächsten Schritt wird einem dann eine Adresse angezeigt, auf die man den gewünschten Betrag sendet. Bei mehrmaliger Nutzung des Dienstes empfiehlt sich das Arbeiten mit dem sogenannten Bestmixer Code. Dieser verhindert, dass man BTC, die man zu einem früheren Zeitpunkt in den Pool eingespeist hat, wieder zurückbekommt. Nach jeder Transaktion wird ein neuer Code ausgespuckt, den man beim darauffolgenden Mixing angeben kann. Neben Bitcoin lassen sich auch Litecoin und Bitcoin Cash mixen. Des Weiteren ist die Implementierung von Ethereum geplant.
Der Fehler in der Matrix
Eine prekäre Eigenschaft wird bestmixer.io jedoch nicht abschütteln können: Die Dienste des Unternehmens sind zentralisierter Natur. Zwar schreiben die Betreiber, dass sensible Daten, darunter die Senderadresse sowie die Verzögerungen der einzelnen Transaktionen, innerhalb von 24 Stunden gelöscht würden. An dieser Stelle bleibt einem jedoch nichts anderes übrig, als ihnen zu vertrauen. Über die Validität der Adresse, auf die man letztlich die gewünschten BTC sendet, existiert ferner ein Garantiebrief, der bestätigt, dass die ausgegebene Adresse tatsächlich von bestmixer.io generiert wurde. Auch das ist eine Sache, die man letztlich hinnehmen muss.
Von Bitcoin 1.0 zu Bitcoin 2.0
Fakt ist, dass Bitcoin Transaktionen speichert, genau wie eine Banküberweisung. Bereits hier gibt es eine Hürde im Bitcoin-Netzwerk, die Transaktionen auf der Blockchain anonymer macht als eine Banküberweisung: Man tritt nicht mit dem eigenen Namen auf, sondern mit einer Adresse. Das Bezugssystem zu diesem hier kurz umrissenen Bitcoin 1.0 ist nach wie vor Fiatgeld. Bitcoin 2.0 ist längst in der Pipeline, aus der auch schon mancher versierte User Material bezieht, ob in Form verbesserter Wallets, die automatisch bei jeder Zahlung eine andere Adresse nutzen oder auch in Form des Lightning Network.
Seit zentralisierte Börsen das KYC-Prinzip eingeführt haben, wiegt die erste Hürde der Anonymität von Bitcoin 1.0 weniger schwer, aber auch Bitcoin hat währenddessen nicht geschlafen. So landet im Zuge des Lightning Network so gut wie keine Transaktion mehr auf der Blockchain. Aber auch ohne technische Weiterentwicklung kann man sich schützen. Eine der wichtigsten Grundregeln beim Senden und Empfangen von Bitcoin besteht zum Beispiel darin, jede Adresse nur einmal zu verwenden. Die meisten Software- und Hardwarewallets haben diese Funktion eingebaut. So wird das analytische Problem mit jedem neuen Pseudonym ein komplexeres.
Eine Frage des Preises
Man darf in der Debatte um Anonymität und Privatsphäre, die inzwischen leicht paranoide Züge angenommen hat, nicht vergessen, dass das Bezugssystem Fiatwährungen sind. Und im Vergleich dazu haben wir mit Bitcoin ein ausgesprochen gutes System erschaffen. So ist es sicherlich eine Illusion zu glauben, dass man gänzliche Anonymität und vollkommenen Schutz der Privatsphäre erreichen kann. Ebenso wird es ein bloßes Hirngespinst bleiben, vollkommen unabhängig zu sein, ganz zu schweigen davon, ob das denn überhaupt wünschenswert ist. Was wir versuchen können, ist so viel Anonymität und Privatsphäre zu erreichen, wie wir benötigen – eine Frage, die jeder für sich beantworten muss.
Es wird eine Frage des Preises sein, den wir bereit sind zu zahlen. Das nicht existente Steuergeheimnis aus einem der fairsten und fortschrittlichsten Länder der Welt – Schweden – lässt in dieser Hinsicht aufatmen. Will man dort wissen, wie viel sein Nachbar verdient, kann man dies von öffentlich einsehbaren Listen ablesen. Es gibt zwar jede Menge theoretische Möglichkeiten, um Systemfehler von Bitcoin oder Leichtsinnsfehler von Bitcoinern auszunutzen. Aber das Praktizieren dieser Möglichkeiten ist wiederum mit Aufwand verbunden. Und vielleicht ist das Geheimnis über den Kontostand am Ende gar nicht so interessant, wie unsereins glaubt.
Wer mehr über Angriffsvektoren und deren Lösungen bei Bitcoin wissen will, sei an den zweiteiligen Podcast aus unserem Haus verwiesen: Episode 29 und Episode 31.
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Author: Crystal Brown
Last Updated: 1703132521
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